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Vorwort
Liebe Leichtathletik-Freunde,
erstmalig in Bayern werden hiermit Leichtathletik-Auswertungen über die gesamten Flachstrecken ins Internet gestellt.
Da es sich hierbei um die Disziplinen von 50 m bis 100 km plus dem Stundenlauf handelt und da sowohl männliche
und weibliche Läufer(innen) berücksichtigt sind, ist verständlich, dass für die über 362.000 Leistungen aus über 119
Jahren (die ältesten aus 1889) eine Arbeitszeit von mehr als 20 Jahren erforderlich war. Es sind aber nicht nur die
Erwachsenen (Hauptklasse) aufgenommen worden, sondern - man höre und staune - von einer 3-jährigen bis zu einem
95-jährigen! Das heißt, dass Schüler(innen), die Jugend und die Senior(inn)en ebenso vertreten sind. Die Sprungwettbewerbe
sind bereits in Arbeit, werden aber nicht vor 2009 veröffentlicht. Geplant ist, sämtliche Disziplinen zu erfassen, was
mindestens noch zehn Jahre dauern wird. Dann aber dürften eine Million Leistungen in der Datenbank stehen.
Ferner sollen sämtliche bayerische Meister, wo möglich auch
die Regierungsbezirks-Meister und die Teilnehmer bei Olympischen Spielen, Weltmeisterschaften, Europameisterschaften
und die Bayern, die Deutscher Meister wurden, auch noch berücksichtigt werden.
Es ist dies eine Aufgabe, an der man - wenn man sämtliche Disziplinen in der Art wie hier gezeigt - lebenslang arbeiten
kann. (Wenn das Leben dazu überhaupt ausreicht...) Warum die Flachstrecken gewählt wurde, ist einleuchtend: Es sind dies die
ersten Disziplinen, die in Übersichten immer auftauchen. Schon Georg Ismaier, Helfenbrunn, hat die 100 besten Bayern
pro Disziplin in einem Buch veröffentlicht. Allerdings werden Sie merken, dass der Hundertste oder die Hundertste hier
kein Thema ist: Beim 100 m-Lauf männlich und weiblich wurden jeweils die tausend besten Bayern aufgelistet - eine
Pionierarbeit, die kein anderes Bundesland bieten kann!
Ein Wort zu den Kurzstrecken:
Man soll sich nicht täuschen: Der Sprint hat seine eigenen Gesetze; zwar ist es eine reizvolle Aufgabe, aber ebenso
eine problemreiche Arbeit. 100 m-Zeiten sind oft mit Diskussionsstoff verbunden. Ein Rückblick auf mehr als einhundert
Jahre Sprint in Bayern zeigt, dass die Bayern doch mitunter ausgesprochen schnell waren! Natürlich wollen wir keinen
Vergleich mit den USA anstellen - da würden wir gar nicht so gut aussehen - aber z.B. ein Vergleich mit Österreich fällt
bereits sehr positiv aus. Wenn man die Reise in die Vergangenheit unternimmt, wird man schnell auf Größen stoßen, die
in Deutschland ein gewichtiges Wort mitsprechen konnten (sehen Sie sich dazu die Dekadenlisten an). Also auch in der
Vorkriegszeit hatte Bayern Sprinter, die sich nicht "verstecken" mussten.
An dieser Stelle ist es angebracht, von einem Vater und einem Sohn zu sprechen, die in Bayern, und nicht nur dort,
sondern auch in Deutschland, Sprintgeschichte geschrieben haben: Ich meine Karl-Friedrich Haas und seinen Sohn
Christian Haas. Der Vater hat bei den Olympischen Spielen in Melbourne die Silbermedaille über 400 m errungen und der
Sohn konnte neben einer Vielzahl von Deutschen Meistertiteln auch einen Deutschen Rekord (100 m) erzielen. Jahrelang
führten beide die bayerischen Jahresbestenlisten in ihren Spezial-Wettbewerben an. Heute noch - nach Jahrzehnten -
steht Karl-Friedrich Haas über 400 m an zweiter Stelle in der "ewigen" bayerischen Bestenliste und Sohn Christians
bayerischer 100 m-Rekord scheint noch eine lange Zeit Bestand zu haben. Bereits 1980 war Christian Haas mit seinen 10
Jahresbestleistungen über 100 m an der Spitze der Deutschen Bestenliste (wenn man den Durchschnitt dieser zehn Leistungen
zugrunde legt).
Bewertung
Allgemein bieten Stoppuhr und Bandmaß relativ gute Möglichkeiten, sportliche Leistungen zu bewerten. Dort, wo
Kampfrichter Punkte vergeben müssen (Turnen, Eiskunstlauf, Turmspringen), ist eine gerechte Bewertung und auch
Platzierung kaum oder nur mangelhaft möglich. Aber auch in der Leichtathletik sind die registrierten Zeiten und Weiten
nur annähernd exakte Werte für vollbrachte Leistungen. Der genaue Sprung eines Weit- oder Dreispringers wird nie
gemessen, da die "verschenkten" Zentimeter unberücksichtigt bleiben. Welche Leistung erzielt ein Hochspringer
tatsächlich, wenn die Latte auf 2,20 m liegt? Wie oft hat ein 800 m-Läufer bis zu 10 m mehr zurückgelegt!
Auf der kurzen 100 m-Distanz wirken sich schon Differenzen von 1/10 Sekunde aus. Es ist ein Unterschied, ob ein Athlet
im Block der 10,3- oder der 10,4-Sprinter registriert ist. Oft liegt die falsche Bewertung einer 100 m-Leistung aber
bei 0,2 oder gar 0,3 Sekunden. Ein "guter" Start - heute eigentlich nicht mehr möglich - und leichter nicht gemessener
Rückenwind - etwa 2,1 m/sec. - dazu ein langsam reagierender Zeitnehmer mit Übereifer schon kurz vor dem Ziel, und die
Superzeit wandert in die Statistiken.
Wind
Hauptproblem aller Sprintleistungen ist neben der oft zweifelhaften Zeitnahme immer die Windbegünstigung. In der
heutigen Zeit sollte es eine Selbstverständlichkeit sein, zu jeder 100 m-Zeit die Windangabe zu vermerken. Soweit es
möglich war, haben wir - meine Helfer und ich - wenigstens beim Beginn der "ewigen" Bestenliste - soweit bekannt - die
Windangaben vermerkt. Für Leistungen aus der Zeit vor dem II. Weltkrieg gibt es keine Angaben über Windstärken, sondern
nur Hinweise wie: kaum Wind, leichter oder starker Rückenwind. Diese Angaben reichen natürlich nicht aus, eine klare
Trennung in reguläre und windbegünstigte Leistungen entsprechend der heutigen 2,00 m/Sek.-Grenze vorzunehmen. Es ist davon
auszugehen, dass in den Bestenlisten früherer Jahre eine große Anzahl irregulärer Zeiten enthalten sind, die nicht
überprüft werden können.
Persönliche Erfahrungen haben mir gezeigt, dass ein Rücken- oder Gegenwind von 1 m pro Sekunde einem Zehntel bei einem
100 m-Lauf entspricht. Bei 2 m/sec. sind es schon zwei Zehntel!
Bestenliste aller Zeiten
Immer schon waren Bestenlisten aller Zeiten ("Ewige") für alle Statistikfreunde von besonderem Interesse. Der ständig
gestiegene Leistungsstand (der in letzter Zeit so gar keine Steigerung zeigt!) und die größer gewordene Leistungsdichte
haben dazu geführt, dass in den Listen fast nur noch Gegenwartsleistungen registriert werden. Selbst in ausführlichen
Zusammenstellungen, die einige hundert Athleten erfassen, findet man kaum noch frühere Spitzenathleten. Die Bezeichnung
"aller Zeiten" oder "ewige Bestenliste" ist für diese Arbeiten also kaum noch zutreffend. Und genau da setzt meine
Statistik an: Wenn man als tausendste Leistung die 10,9 sec. über 100 m Männer erhält, dann kann man sicher sein, dass
auch alte Resultate erscheinen. Zudem sind die Dekaden-Bestenlisten mit ihren abgegrenzten Zeiträumen eine faire
Aufstellung, die auch aus heutiger Sicht weniger gute Leistungen enthalten. Zudem geben sie eine aufschlussreiche
Übersicht über die geschichtliche Entwicklung im bayerischen Sprint.
Im Sprintbereich ist im übrigen der Leistungsanstieg im Gegensatz zu vielen anderen Disziplinen nicht so auffällig.
Sehen Sie sich an, welche Zeiten unsere Besten vor Jahrzehnten erreichten und dann machen Sie einen Vergleich mit den
heutigen Jahresbestenlisten - Sie werden aus dem Staunen nicht herauskommen.
Am besten ist dann immer: Man nimmt den Durchschnitt der 10, 20 oder 30 Besten pro Jahr:
Daran lässt sich hervorragend die Entwicklung im positiven wie im negativen Sinn ableiten.
Die heutige vollautomatische Zeitnahme von 1/100-Werten bieten bereits eine 10-fach verbesserte Differenzierung als
die früheren Handzeiten an.
Jahresbestenlisten
Heute ist es selbstverständlich, dass nach Abschluss einer jeden Saison BLV-Jahresbestenlisten veröffentlicht werden -
so wie auch alle sieben Regierungsbezirke in Bayern eigene Jahrbücher erstellen. Sie sind alle nicht frei von Fehlern
und müssen jährlich bereinigt werden, sie erfassen auch nicht Geburtsdaten, Platzierungen oder (immer) genaue
Windangaben - für den anspruchsvollen Statistiker ist dies heute erforderlich. Es ist dies auch ein Grund, warum ich
die Platzierungen innerhalb des Wettkampfes weggelassen habe. Sie sagen nur bedingt etwas aus.
Ist es doch ein Riesenunterschied, ob jemand bei Olympischen Spielen Achter oder bei einem Kreissportfest Erster wurde.
Zwar hätte ich wahrscheinlich für die ersten 100 jeweils die Platzierung nennen können, aber dann wären die Übrigen
"benachteiligt" worden.
Je weiter man in die Vergangenheit geht, desto spärlicher wird das Material. Die Fachzeitschrift "DER LEICHTATHLET"
gab es schon ab dem 24.3.1924. Dort wurden Jahresbestenlisten veröffentlicht, diese enthielten leider keine Vornamen
und noch keine Geburtsjahrgänge, in manchen Jahren nicht den Wettkampfort und in anderen fehlt das Wettkampfdatum. So
bleibt für künftige Statistiker noch genügend Forschungsarbeit, um Lücken zu schließen. Zudem war die Fehlerquote in
den damaligen Listen noch wesentlich höher als heute. Soweit möglich, wurden alle Jahresbestenlisten bereinigt.
Sie finden daher Leistungen in dieser Statistik, die in den offiziellen Listen nicht stehen, andererseits wurden
Leistungen herausgenommen, wenn sie nicht korrekt erzielt wurden.
Etwa um 1970 begann die Zeit der elektr. Zeitmessung, zunächst noch mit den sogenannten "Vorschaltwerten". Diese
Leistungen wurden natürlich auf den 0-Wert umbewertet.
Bei den Jahresbestenlisten wurde ein Rang vergeben. Dieser ist nicht der, der vor der Leistung steht, sondern der,
der hinter dem Datum folgt! Direkt hinter dem Wettkampf-Datum steht die Platzierung in Bayern im betreffenden Jahr.
Bei Senioren steht der Rang in der jeweiligen Senioren-Jahresbestenliste. - Bei guten Senioren kommt in der 2. Spalte
hinter dem Datum der Rang in der Hauptklasse. - Die 3. Spalte in der Jahresbestenliste hinter dem Datum zeigt den Rang im DLV;
und bei besonders guten Senioren kann man in der 4. Spalte den Rang in der DLV-Hauptklasse ablesen.
Bei den Jahresbestenlisten gilt die Statistik nur so weit, wie die Platzierungen vorgenommen wurden. Leistungen, die
nach der letzten Platzierung erscheinen, sagen, dass ab hier keine Vollständigkeit mehr gegeben ist. Dennoch wollen
wir - auch im Sinne der "schwächeren" Regierungsbezirke - diese Leistungen nicht "unter den Tisch fallen" lassen.
Die Besten aller Zeiten
Bestenlisten sollen eine gewisse Rangfolge der Athleten bilden. Das hat allerdings den wesentlichen Nachteil, dass sie
keine Auskunft über das tatsächliche Leistungsvermögen des Athleten abgeben. So sind darin einige Athleten mit ihren
"einmaligen Wunderleistungen" hoch platziert, während die besseren und vielfach erfolgreicheren Athleten rangmäßig
unterplatziert sind. Schon aus diesem Grund haben derartige Listen einen "beschränkten" Stellenwert. Listen, die die
10 besten regulären Leistungen eines Athleten berücksichtigen, ergeben eine wesentlich bessere Rangliste. Eine solche
Statistik für z.B. die 1.000 besten bayerischen Sprinter zu erstellen - dies mag ein künftiger
Leichtathletik-Statistiker versuchen.
Ich meine, dass mit den jeweiligen Jahresbestenlisten und der Platzierung des Einzelnen darin bereits ein hoher
Aussagewert geschaffen wurde. Wie lange konnte sich der Sprinter in der Spitze halten? War er eine "Eintagsfliege"
oder ein "Dauerbrenner"?
Wenn Sie sich gewünscht hätten, diese Arbeit in Buchform zu bekommen, dann möchte ich Ihnen sagen, dass alleine die
oberbayerischen Jahresbestenlisten (also nur von einem Regierungsbezirk) über 10.000 Seiten ausmachen! Das heißt: Diese
Arbeit als Buch zu drucken würde mehrere Bände erfordern und den Preis dafür würde wahrscheinlich keiner zu zahlen
bereit sein. So ist die Internet-Lösung doch die preiswerteste und heutzutage hat nahezu jeder Verein bereits einen PC
und auch viele Athleten und Trainer verfügen über einen Computer.
Auf zwei Punkte möchte ich in diesem Zusammenhang noch hinweisen:
Eine "absolute" Bestenliste enthält alle Leistungen, die eine bestimmte Mindestleistung übertreffen - also egal, in
welcher Altersklasse sich der Athlet oder die Athletin befindet.
Mitarbeit
Voraussetzung dafür, eine solche Arbeit zu erstellen ist immer, dass man viele hilfreiche Kollegen hat, die an der
Aufgabe Interesse haben. Insbesondere Herr Georg Ismaier aus Helfenbrunn hat sich hier wirklich beispielhaft hervorgetan:
Ohne seine Bezirks-Jahresbestenlisten hätte die Statistik nie so ausführlich werden können. Seine Hilfe war mehr als
bemerkenswert, seine Hilfe beispielhaft und großartig! Ein wahrer Freund bei dieser Arbeit.
Das gleiche darf ich von meinem Freund und Programmierer Herrn Tomas Magnusson behaupten. Ohne seine tollen Programme
gäbe es diese Auswertungen nicht, die - und das sei einmal ausdrücklich betont - einmalig in Deutschland sind! Mit
Tomas habe ich einen Glücksfall bei dieser Arbeit gewonnen (ich hatte vorher schon einige andere Programmierer), denn
er arbeitet ebenfalls an Leichtathletik-Statistiken (über die Olympischen Spiele und Weltmeisterschaften). Selbst wenn
ich versuchen wollte, alle, die mir bei dieser Arbeit geholfen haben, zu nennen, ich würde es nur schwer schaffen, denn
20 Jahre liegen diesem Werk zugrunde. Besonders erfreulich war die Zusammenarbeit mit schwäbischen Statistikern
(Herrn Karl Heinz Utz, Sonthofen und Herrn Heinrich Lange, Königsbrunn).
In den bayerischen Jahrbüchern wurden längere Zeit nur die Besten mit Ort und Wettkampfdatum aufgeführt. Diese Praxis
haben sich dann einige Regierungsbezirke für mehrere Jahre ebenfalls zu eigen gemacht, das heißt, sie haben Ort und
Datum einfach ganz weggelassen. Wie hart sich der Statistiker damit tut, kann man sich leicht vorstellen; denn wie soll
bei gleichen Leistungen innerhalb eines Jahres man eine Rangfolge der Athleten aufstellen? Da kann man nur - und das
ist dann übliche Vorgehensweise - diese Leistungen nach denen mit Datum einordnen. - Für wenige Jahre wurde in
Unterfranken versucht, die Jahresbestenlisten nach IAAF-Standard aufzubauen - ein löbliches Unterfangen, das bestimmt
wenig Dank gebracht hat.
Mein besonderer Dank gilt Frau Margaretha Ullmann, Unterschleißheim, die mir beim Internet-Auftritt der
Datenbank OLYMPISCHE FLAMME ganz hervorragend geholfen hat. Auch Herrn Toni Zeitler, München, danke ich
vielmals, weil er mir Speicherplatz auf seinem Server zur Verfügung gestellt hat.
Geholfen haben außerdem Dr. Hans-Peter Car, Otto Verhoeven, Karl Brunner, Manfred Meffert, Heinrich Porsch, Dr. Dieter
Beran, Alfred Kotissek, Horst Duensing, Karl Rauh, Heidi Pratsch, Hans Kopp, Waltraud Krippner, Günther Koch, Herbert
Rosenbeck, Hans Michael Primus und Frau Eva Watter um nur einige wenige zu nennen.
Wenn sie diese Arbeit "studieren" und Ihnen fällt ein Fehler auf, oder sie haben für eine Lücke eine Ergänzung, dann
wenden Sie sich bitte an den Autor
Michael Menzel, Carl-von-Linde-Str. 7 , 85716 Unterschleißheim, Tel. (089) 310 24 32; e-mail: michaelmenzel@hotmail.com
Vielen Dank und viel Freude bei der Lektüre dieser umfangreichen Statistik!
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